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Assange relativiert sein Versprechen vom 12. Jänner.

Foto: AP

Als Barack Obama in den letzten Tagen seiner Amtszeit die Begnadigung der Whistleblowerin Chelsea Manning verkündete, richteten sich die Augen der Öffentlichkeit nicht nur auf Washington, sondern auch auf London. Dort lebt Julian Assange, Gründer von Wikileaks, seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft.

Er hatte wenige Tage zuvor versprochen, sich trotz der "klaren Verfassungswidrigkeit" seines Falls an die USA ausliefern zu lassen, sollte Manning ihre Haftstrafe erlassen werden. An dieses Versprechen sieht er sich, wie aus einem Interview in der TV-Sendung "The Project" hervorgeht, nun allerdings nicht gebunden.

Assange fordert Deal

Er vermutet, dass Mannings Begnadigung hauptsächlich dazu diene, ihm "das Leben schwerzumachen". Seiner Ansicht nach stand man in Washington vor der Abwägung, mit der Freilassung Wikileaks "einen Gefallen zu tun", gleichzeitig aber ihn in die Bredouille bringen zu können. Daher habe man sich schließlich dafür entschieden, um ihn "als Lügner" dastehen zu lassen.

Nun allerdings setzt er, entgegen der Formulierung des Versprechens, einen "Deal" mit dem US-Justizministerium voraus. "Dass ich einer Auslieferung zustimme heißt nicht, dass ich ein kompletter Idiot bin und auf meine Anwälte verzichte", so Assange. Man müsse nun mit dem Ministerium über die Bedingungen reden.

Kein "Quid pro quo"

Weiters beruft sich Assange auch auf Aussagen aus dem Weißen Haus. "Ich glaube, Barack Obama wollte den starken Mann spielen und hat gesagt, dass mein Angebot mit der Begnadigung nichts zu tun hatte. Es gibt also kein ‘quid pro quo‘." Die Redewendung bezeichnet das Prinzip, dass eine Leistung mit einer angemessenen Gegenleistung zu belohnen ist.

Situation

Gegen Assange liegt eine Anklage wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung vor, allerdings wird dieses Verfahren in Schweden geführt. Assange, gergen den deswegen ein internationaler Haftbefehl vorliegt, bestreitet die Anschuldigungen und weigert sich, sich in Schweden einem Prozess zu stellen – aufgrund der Befürchtung einer Auslieferung in den USA. Dort laufen Ermittlungen wegen Spionageverdachts gegen ihn, es gibt bis heute jedoch keine offizielle Anklage.

The Project hat Auszüge aus dem Interview per Twitter veröffentlicht. Die 19 Minuten lange Vollfassung ist auf der Homepage des Mediums verfügbar, kann allerdings nur über eine australische IP-Adresse abgerufen werden. (gpi, 24.01.2017)