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© APA - Austria Presse Agentur

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Knapp 1000 Einsätze dank Lebensretter-App in Österreich

Seit mehr als vier Jahren alarmiert eine Lebensretter-App automatisch Ersthelfer in der Umgebung eines Notfalls. In Österreich gab es im Vorjahr 1.057 Einsätze, davon waren 771 in Wien. Waren es zum Projektstart im Oktober 2015 insgesamt 600 registrierte Lebensretter, sind mittlerweile 7.343 User freigegeben. Sie alle sind professionelle Ersthelfer.

Das macht die App

Die App informiert sie über einen Notfall in ihrer Nähe und führt sie direkt zum Betroffenen. Damit kann wichtige Zeit gewonnen werden, die dem Patienten unter Umständen das Leben rettet. Denn mit jeder Minute, die ohne effiziente Erste Hilfe verstreicht, sinkt die Überlebenschance der Betroffenen um bis zu zehn Prozent. "Es geht um eine möglichst kurze Reaktionszeit", sagte Alexander Nürnberger, Notfallmediziner am AKH. Er hat das Lebensretter-Projekt mitentwickelt. "Je näher der Helfer am Patienten ist, desto effizienter ist die Hilfe", erklärte Nürnberger den Grundgedanken der App.

Einer der professionellen Ersthelfer ist Thomas Steiner, Notfallsanitäter bei der Berufsrettung. Der 25-Jährige nutzt die App privat. Anfang Jänner wurde er so binnen weniger Stunden gleich zu zwei Einsätzen gerufen. "Ich bin daheimgesessen, als am 4. Jänner um 19.30 Uhr der Alarm losging", berichtete er. Zeitgleich mit einem Kollegen der Johanniter traf er wenige Minuten später am Einsatzort, einer Wohnung im Hernals, ein. Ein 52-jähriger Mann hatte einen Kreislaufstillstand erlitten, seine Ehefrau hatte bereits mit der Reanimation begonnen, welche Steiner und sein Kollege übernahmen. Wenig später traf der Notarzt ein, dem der Patient mit "stabiler Herzfrequenz und Blutdruck" übergeben wurde, schilderte Steiner. "Der Mann ist mittlerweile auf die Normalstation verlegt worden", freute sich der Ersthelfer.

Ersthelfer-Einsätze

Gegen 23.00 Uhr wurde Steiner erneut alarmiert, ein älterer Mann musste in Ottakring reanimiert werden. Polizisten waren bereits als Ersthelfer am Einsatzort. "Die Rettungskette hat rasch und gut funktioniert", berichtete Steiner. Auch dieser Patient konnte mit Vitalfunktionen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Steiner war bereits Tester der Beta-Version der App im Jahr 2014, wurde aber erst 2020 erstmals zum Einsatz alarmiert. "Erste Hilfe leisten kann wirklich jeder", bekräftigte Steiner im Gespräch mit der APA. "Je mehr Hände, desto besser", betonte der 25-Jährige. Zwei bis drei Reanimationszyklen - 30 Mal Herzdruckmassage, zwei Mal beatmen - schafft jeder, dann wird es eine Frage der Kondition, erklärte Steiner. "Deswegen ist es gut, wenn mehr Ersthelfer da sind und sich abwechseln können", meinte der Notfallsanitäter.

Bei vielen Einsätzen sind die Lebensretter auch nicht als erste an Ort und Stelle. "Aber wenn sie dann dort sind, helfen sie bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen mit", betonte der Mediziner Nürnberger. "Erste Hilfe bei einem Kreislaufstillstand zu leisten ist nicht schwer, das kann jeder lernen", sagte Nürnberger. "Das einzige, das man falsch machen kann, ist nichts zu tun."

Erste-Hilfe-Kurs verpflichtend

Über 7.300 Ersthelfer sind in der Lebensretter-App bereits freigeschaltet. Formal kann jeder mitmachen, der einen Erste-Hilfe-Kurs von mindestens 16 Stunden in den vergangenen zwei Jahren absolviert hat und von einer Partnerorganisationen, also einem Rettungsdienst, nach einer Einführung freigegeben wird. Ein Großteil der Ersthelfer sind sachkundige Personen, also Ärzte, Sanitäter, Pflegepersonal, Studenten der Meduni. Während es in der Bundeshauptstadt die eigene Lebensretter-App gibt, werden in Niederösterreich, dem Burgenland und Tirol Ersthelfer über die "Team Österreich Lebensretter"-App alarmiert. Weitere Bundesländer sollen hier folgen.

In Wien erfolgt die App-Alarmierung über die Leitstelle der Berufsrettung. Notrufe, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand vermuten lassen, werden innerhalb weniger Sekunden automatisch an jene Smartphones mit installierter App gesendet, die sich zum Zeitpunkt des Notrufes in einem Umkreis von ungefähr 400 Metern zum Einsatzort befinden. Wird der Einsatz bestätigt, werden zwei Ersthelfer zum Patienten geschickt, die nächsten zwei zum nächsten öffentlich verfügbaren Defibrillator. "Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Distanz zum Einsatzort 279 Meter", sagte Erik Bolldorf, zuständig für die technische Abwicklung der Lebensretter-App. Im Schnitt waren die Ersthelfer in drei Minuten und 59 Sekunden beim Patienten. "Dieser Wert ist in der Realität aber viel besser, da viele Lebensretter den Angekommen-Button aufgrund der Situation gar nicht oder zu spät drücken", erklärte Bolldorf.

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