Der Telekomanbieter Magenta, der vor der UPC-Übernahme T-Mobile hieß, ist durch den Kauf des Kabelbetreibers 2019 stark gewachsen.

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Bei Magenta läuft es rund. Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro und der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 36 Prozent auf 467,4 Millionen Euro. In das Netz wurden 242 Millionen investiert. 2020 soll es in dieser Tonart weitergehen. "Wir haben die Intention, ein Wachstumsunternehmen zu bleiben", sagte Magenta-Chef Andreas Bierwirth am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Innerhalb des Mutterkonzerns Deutsche Telekom habe Magenta durch das Wachstum an Bedeutung gewonnen, man gehöre mittlerweile zu den Top Drei im Europasegment.

Problemkind Huawei

Doch der Mobilfunker hat auch ein Problem. Sein 5G-Netz, das derzeit 58 Standorte in 33 Gemeinden umfasst, wurde von dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei errichtet.

Dem Unternehmen wird vorgeworfen, ein Handlanger der chinesischen Regierung zu sein. Besonders aus den USA wird die Zusammenarbeit mit Huawei scharf kritisiert. Die Amerikaner waren diesbezüglich auch schon mehrmals bei österreichischen Politikern vorstellig. Das Thema ist ihnen sehr wichtig: Sie befürchten Spionage durch Huawei, da das Unternehmen eng mit dem chinesischen Staat verbunden sei. Auch sei es per Gesetz verpflichtet, mit der Regierung in Peking zusammenzuarbeiten. Das wird von Huawei vehement in Abrede gestellt. Die Firma sieht die Vorwürfe als Teil des Handelskriegs zwischen den USA und China. Handfeste Beweise für Spionage konnten die Amerikaner bisher nicht auf den Tisch legen. Der Druck ist jedenfalls enorm.

Ein "schwieriges Thema"

Für Magenta-Chef Bierwirth ist die Zusammenarbeit mit Huawei ein "schwieriges Thema", bei dem "politische und populistische" Einflüsse eine große Rolle spielen. Ob Huawei beim weiteren 5G-Ausbau zum Zug kommt, ist noch nicht entschieden. Derzeit läuft die Ausschreibung. Wird Huawei nicht damit betraut, dann müsste Magenta wohl sein derzeit bestehendes 5G-Netz wieder abbauen und durch ein Neues ersetzen. Der Abbau wäre auch notwendig, weil ein System von einem anderen Anbieter nur schwer kompatibel ist – auch würden damit die politischen Forderungen der USA erfüllt.

Der Wechsel zu einem anderen Netzwerkausrüster wäre "ein erheblicher Aufwand", erklärte Bierwirth. Zudem habe er Zweifel, ob das "richtig" sei, da erhebliche Kosten entstehen würden. Schon jetzt sehe man bei den Smartphones, dass die Preise steigen. Grund sei der "Exit von Huawei". Die USA haben Sanktionen über Huawei verhängt, die es dem Unternehmen verbieten, den Play-Store von Google und Apps wie Whatsapp oder Facebook auf seinen Geräten anzubieten. Diese Schwäche werden nun von Samsung ausgenutzt, um die Preise zu erhöhen, sagte Bierwirth.

Core-Netz ohne Huawei

Im Core-Netz, dem Herzstück des 5G-Netzes, wird schon jetzt auf Produkte von Huawei verzichtet, bei den Antennen nicht. Diese sind aber auch nicht so kritisch zu sehen, so Bierwirth.

Ob Huawei weiter in Österreich 5G-Netze aufbauen darf, liegt auch bei der Regierung und der Deutschen Telekom. Dass diese auch in den USA aktiv ist, könnte ein Grund werden, warum Huawei hierzulande wieder vor die Tür gesetzt wird. Es scheint durchaus möglich, dass dieses Szenario eintritt. Zu groß sind die wirtschaftlichen Interessen des Telekomkonzerns. Magenta stimmt sich mit der Konzernmutter in Deutschland diesbezüglich ab, betonte Bierwirth.

Der türkis-grünen Regierung ist, wie auch bereits bei ihren Vorgängern, keine klare Ansage zu entlocken. "Es geht darum, niemanden auszuschließen, aber maximale Sicherheit zu gewährleisten. Europäische Sicherheitsstandards wären in diesem Fall sehr sinnvoll", heißt es zum STANDARD aus dem Büro der zuständigen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Auch will man sich an "Leitlinien im Rahmen der Europäischen Union" orientieren.

"3" aus Hongkong

Der Magenta-Chef erwähnte auch, dass mit "3" ein chinesischer Mobilfunker in Österreich aktiv ist, dessen 5G-Netz von ZTE errichtet wird – einem Netzwerkausrüster aus China.

Magenta-Chef Andreas Bierwirth.
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Der 5G-Ausbau in Österreich soll aber weitergehen. Bierwirth erwartet, dass sich der neue Mobilfunkstandard in den nächsten zwölf Monaten etablieren wird. Wachstumspotenzial sieht Magenta derzeit im Bereich Fernsehen. Demnächst soll eine neue TV-Box vorgestellt werden. Diese komme noch aus der Liberty-Welt, so Bierwirth. UPC gehörte früher dem Kabelnetzkonzern Liberty Global.

Aus für Telering am 23. März

In den kommenden Wochen wird Magenta seine Billigschiene Telering eindampfen, am 23. März wird die Marke vom Markt genommen. Für Kunden soll sich nichts ändern, ihre Tarife und Rufnummern bleiben.

Bierwirth warnte davor, die Auswirkungen durch das Coronavirus zu unterschätzen. Das habe zuletzt die Gewinnwarnung von Apple gezeigt. Die Probleme in den Lieferketten würden auch die Smartphone-Produktion betreffen. "Ich hoffe, dass wir das in den Griff bekommen", sonst werde das einen Wirtschaftsschock auslösen, der an den Börsen noch nicht abgebildet sei, sagte der Manager. (Markus Sulzbacher, 19.2.2020)