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Tim Berners-Lee bei seiner Ansprache zu den 30-Jahre-WWW-Feierlichkeiten.

Foto: Pedro Nunes / AP

Vor 30 Jahren hat der britische Physiker Sir Tim Berners-Lee den Grundstein für das World Wide Web gelegt – heute warnt er vor dem Missbrauch seiner Erfindung. "Der Kampf für das Web ist eines der wichtigsten Anliegen unserer Zeit", schrieb Berners-Lee am Montagabend in einem offenen Brief.

Mahnende Worte

Am Dienstag nimmt er bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf an einer 30-Jahr-Feier teil. Berners-Lee legte seine Pläne im März 1989 vor, als er am Cern arbeitete. "Angesichts der Artikel über den Missbrauch des Webs ist es verständlich, dass viele Leute sich Sorgen machen und unsicher sind, ob das Web wirklich einen positiven Einfluss hat", schrieb der 63-Jährige. "Aber es wäre defätistisch und einfallslos anzunehmen, dass das Web in seiner heutigen Form in den nächsten 30 Jahren nicht zum Besseren verändert werden kann."

Berners-Lee wollte damals ein System zum besseren Informationsaustausch für Wissenschafter und Universitäten entwickeln. "Vage, aber interessant", schrieb sein Vorgesetzter auf das Papier. Heute ist die Hälfte der Weltbevölkerung online. Das World Wide Web ist einer der bekanntesten Dienste, der die Übertragung von Webseiten ermöglicht. Mit "Internet" wird das weltweite Netz einzelner Computer-Netzwerke bezeichnet.

Details

Berners-Lee warnt in seinem Brief vor Datenmissbrauch, Desinformationen, Hassreden und Zensur. Absichtlich verbreiteten böswilligen Inhalten könne mit Gesetzen und Computercode entgegengewirkt werden. Geschäftsmodelle, die die Weiterverbreitung von Falschinformationen fördern, könnten unterbunden werden.

"Unternehmen müssen mehr tun, um sicherzustellen, dass ihr Gewinnstreben nicht auf Kosten von Menschenrechten, Demokratie, wissenschaftlichen Fakten und öffentlicher Sicherheit geht", schrieb Berners-Lee. Er wirbt mit seiner Stiftung (Web Foundation) dafür, dass Firmen, Regierungen und die Zivilgesellschaft einen Vertrag für ein besseres Web ausarbeiten.

Grafik: Google

Google Doodle

Parallel dazu wird das Jubiläum auch an anderer Stelle gefeiert. Ein passendes Google Doodle ziert derzeit die Startseite der Suchmaschine. Zudem verweist das Unternehmen auf einen Artikel bei Google Arts & Culture, in dem man ausführlich auf die Entstehungsgeschichte des WWW eingeht.

Ausprobieren

Wer selbst ausprobieren will, wie das Web vor 30 Jahren ausgesehen hat, kann dies direkt beim CERN: Auf dessen Webseite wird eine Nachbildung des ersten Webbrowsers angeboten. Dieser lief übrigens auf einem NeXT-Rechner, also jenem Unix-System mit dem Apple-Gründer Steve Jobs zwischenzeitlich sein Glück versuchte. (APA/red, 12.3.2019)