Quantas: Airbus A380 flog knapp 300 Stunden mit Werkzeug im Triebwerk

Ein vergessener Nylonstab im Airbus-Triebwerk flog mehr als 290 Stunden mit – ein Vorfall, der katastrophal hätte enden können.

Artikel veröffentlicht am , Przemyslaw Szymanski
Die australische Fluggesellschaft Qantas entging wohl nur knapp einer Katastrophe.
Die australische Fluggesellschaft Qantas entging wohl nur knapp einer Katastrophe. (Bild: Photo by Brendon Thorne/Getty Images)

Ein ungewöhnlicher Vorfall bei der australischen Fluggesellschaft Qantas verursacht Aufsehen: Ein Airbus A380 absolvierte mehr als 290 Flugstunden, obwohl in einem seiner Triebwerke ein Werkzeug zurückgelassen worden war. Dies geht aus einem aktuellen Bericht hervor, den Australiens oberste Kontrollbehörde im Transportwesen – das sogenannte Australian Transport Safety Bureau (ATSB) – am 14. November 2024 veröffentlichte.

Demnach handelt es sich bei dem zurückgelassenen Werkzeug um einen 1,25 Meter langen Nylonstab. Dieser kam während eines dreitägigen Routinechecks des Airbus A380 am Los Angeles International Airport im Dezember 2023 bei der Inspektion des Mitteldruckkompressors des linken Außentriebwerks zum Einsatz.

Laut dem Bericht war der Vorfall darauf zurückzuführen, dass ein Wartungsmitarbeiter seinen Arbeitsplatz aus medizinischen Gründen vor Schichtende verlassen musste. Der Mitarbeiter wollte das Werkzeug wie vorgeschrieben entfernen. Stattdessen erhielt er die Anweisung, es an Ort und Stelle zu belassen, da es noch in Gebrauch sei. In der Annahme, dass ein Kollege die Verantwortung für die Entfernung des Werkzeugs übernehmen würde, verließ der Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz.

Qantas-Mitarbeiter manipulierten Bericht

Während der dreitägigen Inspektion arbeiteten jedoch unterschiedliche Ingenieure an dem Flugzeug. Dies führte offenbar dazu, dass das Werkzeug nicht wie vorgeschrieben zurückgegeben wurde. Wartungsteams suchten zwar nach dem Werkzeug, es wurde jedoch laut einem Bericht von The Register auch bei zwei weiteren Suchaktionen nicht gefunden. Zum einen, weil es dunkel war und ein Techniker keine Taschenlampe benutzte. Zum anderen, weil die Einlasshaube, an der das Werkzeug saß, nicht untersucht wurde.

Besonders brisant: Obwohl bekannt war, dass das Werkzeug fehlte, wurde die Wartung des Flugzeugs für beendet erklärt, und die Maschine durfte wieder in die Luft gehen. Laut internen Quellen forderten Qantas-Mitarbeiter in Sydney sogar, den Bericht über das Fehlen des Werkzeugs aus den offiziellen Unterlagen zu entfernen. Außerdem wurde der Status des fehlenden Werkzeugs im Wartungssystem am Los Angeles International Airport herabgestuft.

Das Werkzeug wurde erst gefunden, als das Flugzeug für einen erneuten Routinecheck in die Wartung musste. Es befand sich hinter den Schaufeln des Niederdruckkompressors. Glücklicherweise verursachte der Nylonstab keine Schäden am Flugzeug oder seinen Systemen.

Vorfall hätte katastrophale Folgen haben können

Die Aussagen von zwei Flugzeugingenieure, die anonym bleiben wollten, lassen jedoch darauf schließen, dass dies reines Glück war. Jedes zurückgelassene Objekt könnte katastrophale Konsequenzen nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall könnte ein solches Objekt das Triebwerk beschädigen und dessen vollständigen Ausfall verursachen.

Dementsprechend wirft der Vorfall ernsthafte Fragen zur Einhaltung und Kontrolle von Wartungsprotokollen bei Qantas auf. Das sah wohl auch die australische Fluggesellschaft so und wies seine Wartungsmitarbeiter nochmals darauf hin, wie wichtig es sei, stets auf die Tracking-Software für Werkzeuge zu achten. Außerdem erließ das Unternehmen eine neue Sicherheitsrichtlinie für den Einsatz von Werkzeugen.



AllDayPiano 18. Nov 2024

bzw. auch extended operations

Vanger 16. Nov 2024

Da hast du vollkommen Recht. Der A380 hatte in der Vergangenheit tatsächlich in zwei...

jacki 15. Nov 2024

Ein Unglück verhindert haben damit ja in keinem Fall, selbst wenn das abfliegen lassen...

AllDayPiano 15. Nov 2024

Die Amerikaner kennen da keinen Spaß. Die Flugsicherungsbehörde wird gegen die jeweiligen...


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